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FAQ - Frequently Asked Questions
Frage: Wie lange soll die Kampagne und Unterschriftensammlung Schalom5767
geführt werden?
Antwort:
Die Aktion soll während des Jahres 5767 andauern. Der Weg ist das Ziel,
das heißt, wir setzen uns mit Unterschriftensammeln, der Website,
Anzeigen und Vorträgen für die Sache ein. Daher ist der Schlusspunkt am
12. September 2007, einen Tag vor dem Beginn des Jahres 5768.
Frage:
Deutsche jüdische Organisationen rufen zu einer Demonstration gegen den
iranischen Präsidenten Ahmadinedschad auf (s. www.IL-israel.org), weil
er behauptet, es habe den Massenmord der Nazis an den Juden (die Schoa)
nicht gegeben. Ist diese Demonstration richtig?
Antwort:
Ja. Und Nein.
Ja, weil die Leugnung der Schoa eine Gemeinheit ist, eine Beleidigung,
eine niederträchtige Verhöhnung.
Nein, weil Israel - und wir Juden außerhalb Israels, wenn wir die
israelische Politik unterstützen - an der Lage mitverantwortlich sind,
die es Ahmadinedschad ermöglicht, seinen Unsinn zu behaupten. Denn
gegenüber den arabischen Bewohnern und Nachbarn ist Israel nicht Opfer,
sondern Täter: Vertreibung, Enteignung, Entrechtung auf allen Ebenen.
Daher ist Israel verhasst.
Der Iran ist daran allerdings überhaupt nicht beteiligt. Womit kann man
diese Lage vergleichen? Nehmen wir an, die Deutschen auf Mallorca
hätten alle den Rückflug storniert, hätten Mallorca Schritt für Schritt
übernommen und die Einheimischen vertrieben, enteignet und an den Rand
gedrängt. Nun würde der gar nicht beteiligte, aber nicht weit
entfernte, italienische Präsident - nennen wir ihn Berusconi - unter
Hinweis auf dieses Unrecht aus der EU ausscheren, Deutschland
attackieren und die Befreiung Mallorcas propagieren.
Würden wir dann nur gegen Berusconi demonstrieren? Eine internationale
Koalition schmieden, um ihn zu stürzen? Wäre es nicht sinnvoll, über
eine vernünftigen Interessenausgleich auf Mallorca nachzudenken? Müsste
Berusconi zuerst weg, bevor man solche vernünftigen Überlegungen
anstellen darf?
Wenn sich Juden im Hinblick auf Israel als Opfer sehen und nicht
gleichzeitig als Handelnde und als Verantwortliche für diese Sackgasse
der Gewalt, blenden sie den wesentlichen Teil der Realität aus. Die
richtige Parole gegen Ahmadinedschad ist daher: "60 Jahre Vertreibung
und Entrechtung der Araber Palästinas sind noch lange kein Grund, die
Schoa zu vergessen."
Frage: In Ihrem Aufruf wird der Zusammenhang des Nahostkonfliktes mit
Antisemitismus und Holocaust ausgeblendet.
Antwort: Was genau hat der Nahostkonflikt mit der Ermordung der europäischen
Juden zu tun? Vermutlich hätte die UNO 1948 nicht den Teilungsbeschluss
gefasst, ohne das schlechte Gewissen über den Massenmord, noch
zusätzlich der Welt vor Augen geführt durch die Tausende Displaced
Persons, die nicht nach Palästina gelassen wurden (aber allerdings nach
dem 8.5.1945 nicht mehr ohne die Einwanderung in Lebensgefahr waren).
Das ist unbestritten.
Was meinen Sie aber noch damit? Wollen Sie damit andeuten, der Staat
Israel habe heute, 61 Jahre nach der Befreiung von den Nazi-Mördern,
das Recht für dieses Besatzungsregime, und dieses Recht sei herleitbar
aus der Tatsache, dass meine Großmutter erschossen in Estland im
Massengrab liegt, mein Großvater dort verschollen ist, meine andere
Großmutter in Theresienstadt umkam, die erste Frau und die drei Söhne
meines Vaters in Auschwitz mit Giftgas ermordet wurden? Kann ich für
mich daraus das Recht herleiten, dass ich heutige Deutsche, die mit
diesen Verbrechen nichts zu tun haben, behandele wie Dreck? Können
Israelis daraus das Recht herleiten, dass sie Palästinenser, die mit
diesen Verbrechen niemals irgendetwas zu tun hatten, behandeln wie
Dreck? Die Verbindung existiert im Kopf vieler Israelis, aber kann man
das moralisch rechtfertigen?
Und: Die Verbindung existiert im Kopf vieler aufrechter Deutscher, so
wie bei Ihnen auch, aber: Kann man das moralisch rechtfertigen? Müssen
andere Menschen heute leiden als Sühne für deutsche Schuldgefühle?
Frage:
Ebenso schweigt der Aufruf zu dem anderen Grundübel. Dieses liegt
nämlich in dem im arabischen Raum weit verbreiteten Antisemitismus, der
nicht von den arabisch - israelischen Kriegen von 1948 oder 1967
hervorgerufen wurde, sondern weit älteren Ursprungs ist.
Antwort:
Das Argument will sagen: Die Araber sind doch selber schuld, dass sie
so schlecht behandelt werden, wenn sie sich als Antisemiten in die
Nachfolge Hitlers stellen!
Erstens mal, nebenbei bemerkt, ist das Wort Antisemitismus im
Zusammenhang mit arabischem Hass auf Juden ein Unding, denn Abkömmlinge
Sems sind Araber und Juden, es gehr hier ja nicht um den NS-Rassenwahn.
Sondern es geht um Hass auf Juden. Da kann ich nur sagen: Natürlich
haben die Einwohner und Nachbarn Palästinas allen Grund, die Juden zu
hassen. 1881, auf seiner ersten Reise nach Palästina, beklagte der
Zionist Achad ha Am das arrogante, rassistische Verhalten der ersten
jüdischen Einwanderer, 1913 organisierte die Histadrut einen Boykott
gegen jüdische Unternehmer, die Araber einstellten, die jüdische
Einwanderung kaufte systematisch Land und verdrängte daraus nach
Kräften die arabischen Besiedler, die gegenseitigen Gewalttaten in den
20er und 30er Jahren sind bekannt, und 1948 vor und nach Beginn des
Krieges, führten die jüdischen bewaffnete Kräfte die ethnische
Säuberung Palästinas durch.
Das dürfte genug Grund für Hass bieten. Soll man als Einwohner
Mallorcas nicht die Deutschen hassen dürfen, wenn sie sich wie die
Herren der Insel aufspielen? Soll man als Indianer nicht den weißen
Mann hassen dürfen? Dies kann man nicht in eins setzen mit dem
Hitler-schen Rassenhass. Ich gebe zu, dass die Übergänge fließend sein
können. Natürlich kann ein Mallorquiner, dem die Deutschen auf die
Nerven gehen, dies mit überwertigen Ideen zur Unterlegenheit und
Charakterlosigkeit der nördlichen Blonden verbinden. Aber gerade dann,
um Frieden wiederherzustellen, kommt es doch darauf an, den rationalen
Kern anzuerkennen. Und der Unterschied zu Hitlers Judenhass ist: Bei
Hitler gab es keinen rationalen Kern.
Im übrigen, die jüdischen Einwanderer taten den Arabern schweres
Unrecht an, aber: Sie hatten gute Gründe. Nichts am Zionismus, als der
nationalen Ideologie der Juden, war schlechter oder weniger progressiv
als der Nationalismus der Bulgaren, Polen, Balten usw., all dieser
Nationalstaaten, die sich im 19.Jahrhundert bildeten. Die
Palästinafrage ist eine Tragödie, denn das ist das Wesen einer
Tragödie: Alle Beteiligten haben ihre guten Gründe, alle Beteiligten
haben irgendwie Recht.
Wenn man anerkennt, dass den Palästinensern durch die jüdische
Einwanderung, mit dem Höhepunkt 1948, schweres Unrecht angetan wurde,
ist das dann gleichbedeutend damit, den Staat Israel wieder auflösen zu
wollen? Sollen die USA wiederaufgelöst werden, wenn man anerkennt, dass
den Indianern schweres Unrecht zugefügt wurde? Soll Polen seine
Westgebiete verlassen, weil die Vertreibung der Schlesier und Pommern
ein Unrecht war? Würde ein Rückkehrrecht der Sudetendeutschen bedeuten,
dass Tschechien aufhört zu existieren? Die Zuspitzung auf diese Alles-
oder-Nichts -Alternative im Nahen Osten, die ist doch das Übel. Und
daher sagen wir: Das Grundübel ist nicht die Existenz des Staates
Israel, oder der arabische Hass auf die Juden, sondern das Grundübel
ist etwas, was zu lösen ist: die israelische Besatzung, denn diese
unmenschliche Behandlung der Palästinenser seit Jahrzehnten verhindert,
dass dieser Konflikt in lösbare Bahnen kommt.
Frage: Zum ersten Mal seit Monaten hat sich der israelische
Ministerpräsident Olmert zu Kompromissen bereit gezeigt.
Kann dadurch unsere Initiative schalom5767 überflüssig werden?
Antwort: Sollte sich Olmert tatsächlich zu einer Wendung entschließen und eine
Friedenspolitik in der Nachfolge von Jizchak Rabin machen, dann wird
ihm genauso wie Rabin der geballte Widerstand der Anhänger von "Groß-
Israel" entgegenschlagen, innerhalb Israels und außerhalb Israels.
Abwarten, ob Olmert diesen Weg wirklich wählt und ob er auf diesem Weg
Erfolg haben wird, reicht daher nicht aus. Sondern es wird äußerst
wichtig sein, unterstützende Stimmen für den gerechten Frieden laut,
deutlich und vernehmlich hören zu lassen.
Frage:
Alles aus in Gaza?
Antwort:
Der Bürgerkrieg der letzten Woche in Gaza hält der irrationalen Palästinapolitik der EU den Spiegel vor.
Gaza ist seit langem ein Gefängnis für die 1,5 Mio. Bewohner: Die Landgrenzen sind gesperrt, der Flughafen wurde von Israel zerbombt ("Terrorbekämpfung"), Schiffsverkehr ist unterbunden ("Terrorbekämpfung"), die wirtschaftlichen Möglichkeiten gehen gegen Null, weil landwirtschaftliche Produkte an den Grenzübergängen verrotten ("Terrorbekämpfung"), Industrie von der israelischen Luftwaffe zerbombt wurde ("Terrorbekämpfung") und die Infrastruktur kontinuierlich durch Bomben und Panzer zerstört wird ("Terrorbekämpfung"). Die Menschen, die im Dienst der Autonomiebehörde stehen und die Infrastruktur aufrechterhalten sollen (Krankenhäuser, Polizei, Schulen), erhalten kein Gehalt wegen des unklugen Finanzboykotts der Autonomiebehörde durch Israel, die EU und USA ("Terrorbekämpfung").
In dieses Gefängnis, mit Hunger und über 80 Prozent Arbeitslosigkeit, haben nun die USA, mit Billigung der EU, systematisch Waffen an die Fatah geliefert, um die rechtmäßig und demokratisch gewählte Regierung der Hamas wegzuputschen ("Terrorbekämpfung"); diese hat sich ihrerseits Waffen verschafft, u.a. von Iran.
Dies alles hat nichts mit einer konstruktiven Lösung zu tun. Die USA, die EU und Israel sind dabei, mit ihrer "Terrorbekämpfung" den Gaza-Streifen dermaßen verrohen zu lassen, dass er eine einzige große Rekrutierungsinsel für al-Qaida werden wird. Als Alternative diskutiert man in Israel hilflose Gewaltphantasien.
Es müsste doch vielleicht auch langsam den Verantwortlichen in Deutschland dämmern, dass es außer Nibelungentreue zu den traumtanzenden Regierungen der USA und Israels nicht einen einzigen vernünftigen Grund gibt, diese Politik weiterzuverfolgen. Diese Politik baut Spannungen auf statt ab, verweigert den Palästinensern ihre Grundrechte, lässt dadurch Israel auf einer tickenden Zeitbombe sitzen und macht die ganze Welt weiter zum Schauplatz dieses Konflikts. Mit einem verantwortlichen Lernen aus der deutschen Vergangenheit (womit diese Politik gerne begründet wird) hat das nichts zu tun.
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Wer hat Schalom5767 initiiert?Erstunterzeichnende stellen sich vor.
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